Was früher ein Ereignis war, dass seine Schatten lange voraus geworfen hat, ungefähr so wie Weihnachten, ist heute ein Event unter vielen. „Püma“, oder wie es offiziell heißt: Pützchens Markt. Gerade war es wieder so weit, das eine Mal im Jahr, wo in Bonn der „umsatzstärkste 5-Tage-Markt in Deutschland“ stattfindet. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts geht das so. Aber wer hat eigentlich schon einmal das Wort „Jahrmarkt“ benutzt, ja sogar selber ausgesprochen? Oder Fragen gestellt wie: „Gehen wir heute gemeinsam auf den Rummel?“
Die Kirmes hat in unserer heutigen Zeit einen zweifelhaften Ruf. Viele denken sich: „Voll langweilig!“, „Karussell fahren?“ „Da hängen doch nur Asis rum…!“, „Das ist alles mega teuer“ und und und. Aber ist eine Kirmes, ein Rummel, ein Jahrmarkt nicht viel mehr?
Bei Wikipedia steht, dass „ein Jahrmarkt seit dem Mittelalter ein mehrtägiger Markt [ist], der in einer Stadt einmal jährlich stattfindet und besondere Beachtung genießt“. Heutzutage nennen wir das auch Volksfest. Man trifft sich um gemeinsam Spaß zu haben und zu feiern. Und genau so soll es doch auch sein. Das Publikum ist bunt, es bietet jede Couleur, und jeder ist eingeladen: Die Jungen und Alten, die Großen und Kleinen, die Armen und Reichen, die Gebildeten und die Boxbudenbesucher, die Asis und die „Pullover-über-die-Schulter-Spießer“.
Denn das ist es doch, was wir sehen wollen, was wir uns sonst im TV angucken: das Dschungelcamp, Big Brother oder Berlin Tag und Nacht. Nun haben wir wieder die Möglichkeit, andere nicht nur passiv zu begaffen, sondern uns selber der Herausforderung zu stellen, Teil des ganzen Spektakels zu werden. Wir können an unserer eigenen Reality Show teilnehmen, ohne Casting, ohne Regieanweisung und ohne dass RTL den Ausgang vorher bestimmt. Und das Ganze wird uns sogar noch mit einem bunten Treiben an Abwechslung versüßt, mit Fahrgeschäften, Geisterbahnen, Schiffsschaukeln, gebratenen Mandeln, mit Zucker überzogenen Äpfeln und Backfisch.
Also, anstatt euch abends vom einem unserer traditionsreichen TV-Sender voll säuseln zu lassen, geht hin und frönt dem Social Life, dem Fun, der Action, dem Come Togehter einer wahrlich traditionellen Veranstaltung. Einmal im Jahr darf man das! Und am Ende kann sich jeder die Frage selber beantworten, welche Rolle er selber eigentlich in dieser persönlichen Reality Show gespielt hat.